SFB/FK-427 Medien und kulturelle Kommunikation
Verkehrsgeschichte und Kulturwissenschaft
Workshop des Projekts "Theorie des Verkehrs und der Logistik"
Dienstag, 19.08.2008
14-18 Uhr
Konferenzraum Pohligstr. 1, EG, 50969 Köln (Zollstock)
Dass Technologien und Praktiken des 'Verkehrs' innerhalb der Entwicklung von Gesellschaften ein zentraler Stellenwert zukommt, wird spätestens an den historischen Modernisierungs- und Globalisierungsschüben sichtbar. Gleichwohl ist Verkehr bis heute Gegenstand wissen-schaftlicher Zugriffe ganz unterschiedlicher disziplinärer und methodischer Provenienz (Technik, Ökonomie, Soziologie). Ziel des Workshops ist es, Verkehrsgeschichte in einen übergreifenden kultur- und medienwissenschaftlichen Zusammenhang zu stellen, die Mög-lichkeiten und Grenzen eines cultural turn in den Verkehrswissenschaften zu sondieren.
Der klassischen Definition nach bezeichnet Verkehr das Dispositiv der räumlichen Beförde-rung von Gütern, Personen und Nachrichten, hat es also mit der kalkulierten Bewegung von Dingen, Körpern und Zeichen zu tun. Entgegen der geläufigen Einteilung herrscht zwischen diesen Objekten indessen keine historische, kausale oder ontologische Priorität, wie die vielfältige Überschneidung von Transport- und Nachrichtensystemen zeigt: So befördert der Post-wagen ab dem 16. Jahrhundert Personen wie Botschaften und ist damit zugleich Medium der Hermeneutik wie der Verwaltung von Territorien. Und die Verbreitung der Eisenbahn hängt von der Entwicklung des Telegraphen ebenso ab, wie der moderne Schienen- und Straßenverkehr ohne komplexe Informationssysteme undenkbar ist. Umgekehrt finden sich aktuelle, an Kommunikationstechnologien wie das 'Internet' geknüpfte Utopien einer universellen Virtualisierung zunehmend auf technisch-materielle Substrate mit all ihren politischen, ökonomischen, nicht zuletzt ökologischen Verflechtungen zurückverwiesen.
Verkehr konstituiert somit Zonen des Transfers zwischen symbolischen und nicht-symbolischen Entitäten, zwischen technischen und sozialen Agenten, zwischen Dingen und Medien, Objekten und Subjekten. Mit den eingeladenen Gästen Hans-Liudger Dienel (Technische Universität Berlin) und Markus Krajewski (Bauhaus-Universität Weimar) wird zu dis-kutieren sein, welche inhaltlichen und methodischen Konsequenzen sich hieraus für eine Verkehrgeschichte ergeben, die nicht genuin technik- oder wirtschaftsgeschichtlich verfährt, sondern beispielsweise Mentalitäten und Randständiges einbezieht: Was passiert, wenn der gesellschaftliche Wandel von Mobilität auf der Basis von Kulturen, Stilen und Generationen in den Blick genommen wird? Welche Aufschlüsse über das Verhältnis von Kommunikation und Transport bietet eine medienhistorische Analyse der Entstehung und Geschichte des telegraphischen Blumengrußes?
Programm
14:00 Uhr
Begrüßung und Einleitung
14:30 Uhr
Hans-Liudger Dienel (Berlin):
Verkehrsgeschichte auf neuen Wegen. Mobilitätsstile, Mobilitätskulturen, Mobilitätsgenerationen
16:00 Uhr
Kaffeepause
16:30 Uhr
Markus Krajewski (Weimar):
Der Nomos der Blume. Über den telegraphierten Blumengruß
Gäste
Hans-Liudger Dienel ist Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Zentrums für Technik und Gesellschaft der Technischen Universität Berlin und Vorstandsmitglied der International Association for the History of Transport, Traffic and Mobility.
Markus Krajewski ist Junior-Professor für Mediengeschichte der Wissenschaften an der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar.
Konzeption
Christoph Neubert/Gabriele Schabacher
Veranstaltungstyp: Workshops
Zuletzt geändert am 03. September 2008 um 22:49 Uhr - Kontakt - Login zum Bearbeiten