SFB/FK-427 Medien und kulturelle Kommunikation
Raumtechniken. Konstitutionen von der Zone zum Globus
Workshop am 12.07.2007
Die Gegenwart lässt sich – wenn auch nicht paradoxiefrei – als 'Zeitalter des Raumes' (Foucault) beschreiben. Transformationen des Wissens in Form von 'Wenden' tragen dieser Diagnose besonders dort Rechnung, wo innerhalb der Selbstbeschreibung von Cultural Studies und Kulturwissenschaften von einem spatial turn die Rede ist. Wird hier ein neuer turn – oder genauer: bereits eine Folge von topographical, spatial, topological turns – angedreht, eine Grundierung der Metaphorizität selbstreflexiver Diskursbegriffe (Verräumlichung/Situiertheit von Wissen) unternommen, nach den Bio- und Technosciences auch die Geografie zur Positionierung in den epistemischen Shifts gesucht? Brauchen Kehren, Welterzeugungen und andere Figuren eine neue Referentialität zum „Realen“, nach der Philosophie der Zeit eine Wende zur fundamentalen Rasterung allen Denkens und Wahrnehmens im Raum?
Der Workshop fasst 'Raum' nicht als physikalische Größe oder Wahrnehmungskategorie, sondern als – machtbesetzten – Effekt ästhetischer, technischer und medialer Verfahren. Die Analyse zielt also auf die Bedingungen der Konstitution von Raum. Der Workshop stellt entsprechend die operative Dimension in den Vordergrund: Techniken der Vermessung, Visualisierung (Kartografie, Mapping) sowie der Inszenierung von Räumen.
Vom Medium der Schrift bis hin zum satellitengestützten GPS - wie konstituieren diese medialen Dispositive ganz unterschiedliche Ordnungen von Räumen: Körper, Fußgängerzonen, Straßennetze, territoriale Grenzen, globale Konstellationen. Welche Art von Hierarchisierung bzw. "Verräumlichung" ist mit einer solchen Reihung selbst gegeben? Berührt sind damit immer auch diskurshistorische und wissenspolitische Fragen: Welche strategischen Einsätze verbinden sich mit der Konjunktur des Raumparadigmas in aktuellen Debatten um Globalisierung und Lokalisierung, um Bio- und Ökosphären, schließlich um die Dimension des Planetarischen?
Die eingeladenen ReferentInnen perspektivieren das Feld unterschiedlich: Wie konstituieren Techniken Grenzen und Räume (z.B. zu "Europa"), welche Verfahren der Territorialisierung werden z.B. durch Satelliten neu bestimmt (Andrea Sick)? Welche medialen/topologischen Konstitutionen werden in Visualisierungen und ästhetischen Inszenierungen urbaner Räume unternommen (Kathrin Peters)? Wie verbindet die neue Raumfigur und Realmetapher "Sonderwirtschaftszone" Fragen spätmoderner Räumlichkeit, medialer (filmischer) Re-Präsentation und komplexer Selbstpositionierung im globalen Raum (Oliver Lerone Schultz)? Welche Narrative von Universalität entstehen, wo Raumfiguren - von Braudel bis Latour -selbstreflexiv werden (Erhard Schüttpelz)?
Mit Beiträgen von:
Dr. des. Kathrin Peters (Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig):
"Verkehr und Verführung. Medialität von Stadtkonzepten in der Nachkriegsmoderne"
Vertr. Prof. Dr. Andrea Sick (Hochschule für Künste, Bremen):
"Fluchtlinien, Raster und Horizont in gesellschaftlichen und medialen Raumzuständen am Beispiel Europa"
Prof. Dr. Erhard Schüttpelz (Universität GH Siegen):
"Medien und globalisierte Räume. Überlegungen nach Fernand Braudel und Bruno Latour"
Oliver Lerone Schultz M.A. („Visions of Labor“-Projekt der Bundeskulturstiftung, Berlin):
"'Cognitive Mapping' meets 'High-Tech Sweatshops'. Mediale Vermessungen vertrackter Räume"
Konzeption: Ulrike Bergermann, Christoph Neubert, Gabriele Schabacher
Dienstag, 12.07.2007, 10-18 Uhr
Konferenzraum des SFB/FK 427, Pohligstr. 1, EG, Köln-Zollstock
Veranstaltungstyp: Workshops
Zuletzt geändert am 13. Juni 2007 um 12:15 Uhr - Kontakt - Login zum Bearbeiten