SFB/FK-427 Medien und kulturelle Kommunikation
Medienbewegungen - Praktiken der Bezugnahme
Konferenz des Kulturwissenschaftlichen Forschungskollegs "Medien und kulturelle Kommunikation" (SFB/FK 247)
25. bis 27. April 2007
RWTH Aachen, Pausenhalle des Philosophischen
Instituts
Eilfschornsteinstr. 16, 52062 Aachen
Konzept
Die Konferenz thematisiert unterschiedliche Formen der medialen Bezugnahme als wesentliche kulturelle Techniken der Kommunikation, Wissenskonstituierung und -tradierung. Durch die kulturwissenschaftlichen Diskurse über Intertextualität, Re-mediation und Interkulturalität sind bezugnehmende Praktiken wie die der Translation, des Umschreibens, des Um- und Neukodierens von Musik, Bildern und Texten in andere mediale Formate verstärkt in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Vor dem Hintergrund des Transkriptivitätskonzeptes, in dem die inter- und intramediale Bezugnahme von Medien auf Medien als zentrale Verfahrensform kultureller Semantik gedacht ist, fragt die Konferenz danach, wie diese Praktiken in verschiedenen kulturwissenschaftlichen Theoriefeldern und Gegenstandsbereichen konzeptualisiert werden, und setzt sie zueinander in Beziehung. Die Ausgangshypothese besteht darin, dass die Praktiken der Bezugnahme keine reproduzierenden und unidirektionalen Akte sind, sondern sinngenerierende Prozesse darstellen, die in der intermedialen Bewegung semantische Effekte erzeugen. Dies scheint dabei sowohl für solche Verfahren zu gelten, die eine einseitige Konstitutionsbewegung – etwa vom Ausgangs- zum Zieltext – suggerieren, als auch für solche, in denen sich die Bezugnahme maskiert und sich hinter ihren Ergebnissen verbirgt.
In vier Sektionen werden unterschiedliche Formen der Bezugnahme hinsichtlich ihrer medialen Verfahrenslogik diskutiert. Welche Effekte haben die bezugnehmenden Verfahren mit Blick auf die reinszenierten Ausschnitte? Was wird sichtbar, was verdeckt? Wie werden die Verfahren zur Lesbarmachung, zur Evidenzgenerierung oder zur Arkanisierung kulturellen Wissens genutzt? Welche Veränderungen von Adressierungen (z.B. Um-, Neu- und Falschadressierung) werden durch die verschiedenen Praktiken erzeugt?
In der Sektion Überschreiben/Umschreiben werden Verfahren des öffentlichen Ausstellens im Internet, des Erinnerns in der Psychoanalyse und des kulturspezifischen Umschreibens und Kommentierens von Filmen thematisiert. In der Sektion wird übergreifend nach den Rückwirkungen dieser Re-mediatisierung auf die Wahrnehmung und den Status des Ausgangsmaterials gefragt.
Die Sektion Übersetzen/Übertragen befasst sich mit Verfahren des Inferierens, Transferierens und Kodierens. Hier steht die Frage nach den Konstitutionswirkungen im Vordergrund, die in den wechselseitigen Bezugnahmebewegungen zwischen Ausgangs- und Zieltext entstehen.
Die Vorträge der Sektion Undercover/Maskieren beschäftigen sich mit dem Verwischen von Spuren in Ritualen, durch Stigmatisierung und Subversion. Hier wird diskutiert, in welcher Wechselbeziehung das Verdeckte, Verborgene und Maskierte mit dem Sichtbaren steht.
In der Sektion Undo/Löschen schließlich geht es um Prozesse der Tilgung, der Verwerfung und Enteignung, um Verfahren also der Zerstörung, die gleichwohl im Prozess des Löschens das Gelöschte neu zu inszenieren scheinen.
Konzeption: Meike Adam, Gisela Fehrmann, Wiebke Iversen, Ludwig Jäger, Erika Linz, Luise Springer
Programm
Mittwoch,25. April 2007
Eröffnung
17.15
Begrüßung Wolfgang Beilenhoff (Bochum)
17.30
ERÖFFNUNGSVORTRAG
Bezugnahmepraktiken. Skizze zur operativen Logik der Mediensemantik
Ludwig Jäger (Aachen/Köln)
20.00
Performance: HörenSehen – Flextronic
DJ S45 & Bernard George
Ort: Theater K in der Bastei & Foyer Rouge – Ludwigsallee 139, 52062 Aachen
Donnerstag, 26. April 2007
SEKTION I: Überschreiben/Umschreiben
Moderation: Luise Springer
09.00
AUSSTELLEN – Rekursive Selbstreflexion: Zur Virtualisierung der Öffentlichkeit im Netz
Wolfgang Coy (Berlin)
10.00
ERINNERN – Symptome und Revenants. Zur Medientheorie der Freudschen Psychoanalyse
Erik Porath (Berlin)
11.30
KOMMENTIEREN – Retuschierte & demontierte Bilder: Zur filmischen ReLektüre historischer Bildarchive
Sabine Hänsgen/Wolfgang Beilenhoff (Köln/Bochum)
SEKTION II: Übersetzen/Übertragen
Moderation: Erika Linz
15.00
INFERIEREN – Unterwegs zur Übersetzung: „Ursprung“ und „Aufschub“ des Originals nach Benjamin und Derrida
Michael Wetzel (Bonn)
16.00
TRANSFERIEREN – Universale Verzerrung. Europa, Übersetzung und der Universalismus des anderen
Oliver Marchart (Luzern)
17.30
KODIEREN – „Fortpflanzungsbewegungen“. Digitale Dinosaurier und die Evolution von Wissensarten
Ulrike Bergermann (Köln)
19.00
Performance: Helios Ensemble: „o:ton“
Ort: Jakobshof Saal, Stromgasse 31, 52064 Aachen
Freitag, 27. April 2007
Sektion III: Undercover/Maskieren
Moderation: Gisela Fehrmann
09.30
RITUAL – I Desired to Learn / the Ways of the Shaman
Erhard Schüttpelz (Siegen)
10.30
STIGMA – Umkämpfter Status. Weiß-Werden im deutschen Kolonialismus
Felix Axster (Köln)
12.00
SUBVERSION – Underground Resistance. Anonymität und Adressierung im Detroit-Techno
Eckhard Schumacher (München)
SEKTION IV: Undo/Löschen
Moderation: Meike Adam
14.30
TILGUNG – Ikonoklasmus. Aufhebung – Auslöschung – Negation
Gottfried Boehm (Basel)
15.30
VERWERFUNG – „Vater, siehst Du nicht, dass ich schreibe?“ Väter löschen in Bret Easton Ellis‘ „Lunar Park“
Hanjo Berressem (Köln)
16.30
ENTEIGNUNG – Found Footage Filme. Strategien der Entwendung
Elisabeth Büttner (Wien)
Veranstaltungstyp: Konferenzen
Zuletzt geändert am 18. April 2007 um 11:58 Uhr - Kontakt - Login zum Bearbeiten