SFB/FK-427 Medien und kulturelle Kommunikation
Dr. des. Joanna Barck
Wiss. Mitarbeiterin
Teilprojekt B6
Gesichterpolitiken. Das Gesicht in Film und Fernsehen II
Einzelprojekt B6.1
Negation: Gesichts-Störungen im Film
Wissenschaftlicher Werdegang
Studium der Kunstgeschichte, Philosophie, Orientalischen Kunstgeschichte und Völkerkunde an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Magisterarbeit zu Bilderstrategien im Mittelalter und der Renaissance ("Das Kerkring-Triptycon von Jacob van Utrecht oder Die bürgerliche Säkularisierung mittelalterlicher Bildräume"). Dissertation zum Verhältnis von Malerei und Film ("Hin zum Film - Zurück zu den Bildern"). Seit 2002 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kulturwissenschaftlichen Forschungskolleg "Medien und kulturelle Kommunikation"(SFB/FK 427).
Forschungsgebiete und Arbeitsschwerpunkte
- Bild- und Filmwissenschaft
- Kunstgeschichte: Schwerpunkte - Bildtheorie, Kunst im Film, Porträt, Mittelalter
- Philosophische Phänomenologie
- Bildästhetik
Projektabstract
- Negation: Gesichts-Störungen im Film
Mit Rückgriff auf die Ergebnisse der ersten Forschungsphase nimmt das Einzelprojekt eine Neuperspektivierung der Frage nach dem Gesicht im Film vor, indem es die Störung des Gesichts und ihre Funktion in Filmen der Jahre 1950 bis 1980 untersucht. Das Projekt zielt auf eine Analyse von Störungsphänomenen, die vornehmlich nicht in einer destruktiven Perspektive betrachtet werden, sondern vielmehr etwas sichtbar machen, was zuvor - so der heuristische Ansatz des Projekts - durch die "starke Organisation" (Deleuze/Guattari) des Gesichts zum Verschwinden gebracht wurde. Unter dem Phänomen der Gesichts-Störung versteht das Projekt zunächst ein kritisches Potenzial des Films, über die Dominanz des Gesichts als eine Bilderpolitik zu reflektieren, deren Ziele in der Produktion von Sichtbar- und Sagbarkeiten liegen. Drei Befunde der medialen Störung bilden den Ausgangspunkt einer systematischen Untersuchung: die narrative Zerstörung im körperlichen Eingriff auf das filmische Gesicht (bspw. zerschneiden), die bildästhetische Verstörung durch die Verunklarung der Darstellung (bspw. Überblendung) und der radikale Entzug des Gesichts (keine Ansichtigkeit). Die Leitfrage des Projekts betrifft somit das ambivalente Verhältnis zwischen den Verfahrensweisen der Sichtbar- und Unsichtbarmachung und damit zusammenhängend von Prozessen der Exklusion und Inklusion, die sich gleichermaßen auf Personen (Adressaten) wie auf Narrations- und Kommunikationsstrukturen beziehen. Ausgehend von konkreten Gesichts-Störungen werden unterschiedliche Konzeptionen dessen entwickelt, was Störungen in ihren filmischen Funktionen sein und welche Auswirkungen sie auf die faciale Kommunikation haben können. Die Störung dieser dominanten und in diesem Sinne auch omnipotenten Gesichtshaftigkeit wird dabei als ein "ereignishaftes Hereinbrechen" (Foucault) betrachtet, durch das die führende Struktur der Sichtbar- und Lesbarkeit brüchig wird und jenseits der bestehenden Ordnung auf mögliche Konstitutionen neuer 'Gesichts-Ordnungen' hinweist. Die heuristische Hypothese des Projektes sieht in dem zerstörten Gesicht somit einen Ort, an dem das Exkludierte wieder Eingang in die visuelle Kommunikation findet. Über die Analyse der Verfahren soll die doppelte Fähigkeit des gestörten Gesichts ausgearbeitet werden, nämlich zugleich präsent und absent zu sein. Zur Disposition steht daher das 'gestörte' Gesichtsfeld als Diskontinuität, Bruch- oder Leerstelle in der Kommunikation, das in einer Reentry-Bewegung zur potentiellen Eingangsstelle für neue Semantiken werden kann. Um die Wirkungsfähigkeit dieser 'gesichtsabsenten' Stellen zu profilieren, werden neben den filmischen Gesichtsaufnahmen auch Zer- und Störungen von Foto- und Gemäldeporträts komplementär analysiert.
Publikationen
Bücher
- Hin zum Film - Zurück zu den Bildern. Über Lebende Bilder in Filmen von Antamoro, Korda, Visconti und Pasolini, Bielefeld: transcript, Frühjahr 2008.
- Gesichter des Films, Bielefeld: transcript 2005 (gemeinsam mit Petra Löffler).
- Das Kerkring-Triptychon von Jacob van Utrecht oder Die bürgerliche Säkularisierung mittelalterlicher Bildräume, Frankfurt/M./Berlin/Bern u.a.: Peter Lang 2001.
Herausgeberschaften
- Das Gesicht im Film (I und II), montage/av 13/01/04 und 14/02/05 (gemeinsam hg. mit Wolfgang Beilenhoff).
Aufsätze
- Das utopische Mittelalter in Pasolinis Verfilmung des Il Decameron, in: Mischa Meier/Simona Slanicka (Hg.): Antike und Mittelalter im Film, Böhlau 2007, S. 399-426.
- Im Reich der Bilder: Alexander Kordas HENRY VIII., in: Michael Cuntz/Barbara Nitsche/Isabell Otto/Marc Spaniol (Hg.): Die Listen der Evidenz, Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag 2006 (= Mediologie; Bd. 15).
- Die Leidenschaft des Films für das Foto: Truffaut und seine Liebe(n), in: Katharina Sykora, Ludger Derenthal, Esther Ruelfs (Hg.): Foto-Leidenschaften,Marburg: Jonas Verlag 2006, 194-208.
- Den Film aufs Gesicht projizieren. Terayamas Gesichter des Sekundären, in: montage/av 13/01/04, S. 90-111.
- Im Blick des Porträts. Von den 'Zurichtungen' des Gesichts im Film, in: Petra Löffler/Leander Scholz (Hg.): Das Gesicht ist eine starke Organisation, Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag 2004, S. 181-202
Anschrift
Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg
"Medien und kulturelle Kommunikation"
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Raum-Nr. 2.12
Bernhard-Feilchenfeld-Str. 11
D-50969 Köln
Tel.: +49 / 221 / 470-6763
Fax: +49 / 221 / 470-6773
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Zuletzt geändert am 21. Mai 2007 um 15:33 Uhr - Kontakt - Login zum Bearbeiten