SFB/FK-427 Medien und kulturelle Kommunikation

KulTouren Rückblick: Vom Bandsalat zum Laptop-Loop

Ein Programm zum Jahr der Geisteswissenschaften 2007

Komponieren auf den Spuren der elektronischen Musik: Zwei Workshops für Kinder im Musikwissenschaftlichen Institut der Universität zu Köln

Vom Bandsalat zum Laptop-Loop – unter diesem Motto stand ein Kinder-Workshop zur elektroakustischen Musik, den das Kulturwissenschaftliche Forschungskolleg in Zusammenarbeit mit dem Musikwissenschaftlichen Institut der Universität zu Köln und der 5. Kölner KinderUniversität am 12. Mai im Rahmen der Reihe KulTouren zum Jahr der Geisteswissenschaften veranstaltete. Insgesamt 24 Mädchen und Jungen im Alter von acht bis zwölf Jahren konnten einen der heißbegehrten Plätze für die beiden halbtägigen Veranstaltungen im Musikwissenschaftlichen Institut erlangen, bei denen nach einer kurzweiligen Einführung in die Anfänge der elektroakustischen Musik und ihrer Technik die Realisation eigener Kompositionen im Mittelpunkt stand.

Zunächst entdeckte Ralph Paland mit den Kindern die spannenden neuartigen Möglichkeiten, die Schallplatte, Tonband und schließlich Computer seit 1950 für die Musik eröffnet hatten: Einmalige Klangereignisse wie ein versehentliches Husten während einer Rundfunkaufnahme können wiederholt, zerschnipselt oder neu zusammengeklebt werden, zeitlich und räumlich weit Entferntes zwischen Paris und Bali kann zugleich erklingen, und das nervtötende Gekeife eines Opernsoprans plötzlich regelrecht einfrieren. Mit Begeisterung erprobten die Kinder unter der Leitung von Christiane Strucken-Paland die faszinierenden klanglichen Möglichkeiten ihrer eigenen Stimme – vom leisen Flüstern bis zum wilden Schreien, vom Kichern bis zum Heulen und Stöhnen. Jan Simon Grintsch schließlich demonstrierte ebenso anschaulich wie vergnüglich, auf welche Weise Stimmklänge und Alltagsgeräusche wie Wasserplätschern, Türenknallen oder Motorengebrumm mittels Mikrophon in den Computer gelangen und dort mit wenigen Mausklicks auf vielfältigste Weise in scheppernde Monsterechos, geheimnisvollen Singsang oder total zerhackte Klangfetzen verwandelt werden können.

Im Hauptteil der Veranstaltung realisierten die Teilnehmer des Workshops nun – angeleitet von den drei Musikwissenschaftlern – in Vierergruppen eigene Kompositionen. Grundlage hierfür waren drei lautmalerische Gedichte über Ritter und Drachen, eigenwillige Autos und aufbrausende Sturmgewalten, die die Kinder zu vielfältigen Stimmexperimenten anregten, welche dann aufgenommen, mit allerlei Umweltgeräuschen vermischt, elektronisch verfremdet und schließlich zu kleinen Musikstücken montiert wurden. Parallel dazu gab der Musikwissenschaftler Marcus Erbe den Eltern der jungen Komponisten eine Einführung in die Geschichte der elektroakustischen Musik.

Höhepunkt der beiden dreieinhalbstündigen Workshops war dann jeweils das abschließende Konzert, in dem die Kinder gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern gespannt den Uraufführungen ihrer ebenso phantasievollen wie witzigen elektroakustischen Arbeiten lauschten und zugleich Gelegenheit hatten, mit geschärften Sinnen die Musik der kompositorischen „Altmeister“ Francis Dhomont, Gilles Gobeil und François Bayle zu erleben – was im Falle von Bayles "Trois portraits d’un oiseau qui n’existe pas" nicht nur ein akustisches, sondern zugleich auch visuelles Vergnügen bedeutete – begleitete diese assoziationsreiche Musik doch einen poetischen Zeichentrickfilm des Malers Robert Lapoujade. Die insgesamt sechs im Rahmen des Workshops realisierten Kompositionen sind im KulTouren-Podcast zu hören.




Zuletzt geändert am 22. Mai 2007 um 16:40 Uhr - Kontakt - Login zum Bearbeiten